Bozen, 18.05.2011 – Sitzung der Stadtviertelräte Zentrum-Bozner Boden-Rentsch & Oberau-Haslach – Kohlerhof -Virgl
Bei dieser Sitzung mit dem Sonderbeauftragten für den Virgl, Rudi Benedikter, ging es vorwiegend – welch Überraschung – über die Zukunft des Bozner Hausberges/hügels. Nach Besichtigung des Vigiliuskirchleins, das ca. 50 Meter oberhalb der Kalvarienkirche liegt und ein kunsthistorisches Juwel darstellt, das wie einige andere Kirchen (St. Johann, St. Martin/Kampill) mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert („Trecento“-Malerei) geschmückt ist. Dann machten wir das, was man eigentlich nicht tun sollte: Wir fuhren mit dem Auto zum Kohlerhof.
Während wir auf unsere Kollegen aus dem angrenzenden Stadtviertel Haslach warteten, besprachen wir die allfälligen Punkte: Kollege Rullo beanstandete ebenfalls die schlechten Bodenverhältnisse am Dominikanerplatz (siehe Sitzung vom 27.April), während ich den Vorschlag einbrachte, gegenüber vom Centro Trevi einen Fahrradständer aufzustellen, nachdem die Mauer des Kapuzinerparks durch das ständige Anlehnen der Räder bereits in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Danach stellte uns Rudi Benedikter den Stand der Dinge vor:
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Leitbild für den Virgl – un “masterplan” per il Virgolo:
ZWISCHENBERICHT
Wir sind in der Phase der Klärung der Rechts- und Interessenslage und der Sammlung und Bewertung von Projektideen
Mit GR-Beschluss Nr. 1 vom 11.01.2011 wurde ich beauftragt, „ein Konzept für die nachhaltige Nutzung und Erschließung des Virgls zu erarbeiten, das alle geltenden Umwelt- und Landschaftsschutzauflagen erfüllt und auf einem realistischen Finanzierungsplan fusst“ und in diese Arbeit alle betroffenen Parteien „Grundeigentümer, Bewohner, Stadtviertelräte, Bürgerinitiativen“ einzubeziehen. Alle Schritte erfolgten und erfolgen in kontinuierlicher Rückkoppelung mit Bürgermeister Gigi Spagnolli und Stadträtin M.C. Pasquali.
A. Entsprechend diesem Auftrag ging es mir vorrangig darum, als grundlegenden Schritt die Rechts- und Interessenlage mit den Eigentümern der Liegenschaften auf dem Virgl zu klären. Die ersten Ansprechpartner sind somit die Gesellschafter der BBG GmbH bzw. der Immobiliare Virgolo s.r.l. und die beiden Familien Werner , als Eigentümer der Höfe und Gasthäuser „Kohlerhof“ und „Wendlandhof“.
BBG bzw. Immobiliare Virgolo sind nicht nur Eigentümer der gesamten, heute im Bauleitplan ausgewiesenen „Zone für Bauwerke und Anlagen von allgemeinem und sozialem Belang – konventionierte Sportzone“, laut BLP verwendbar für „Sport- oder Freizeitanlagen von öffentlichem Interesse“, sondern auch Eigentümer eines Großteils des landschaftsgeschützten Waldgebietes auf der Kuppe bis hin zum Kohlererberg. Es liegt auf der Hand, dass jegliches neues Nutzungskonzept nur aus einer Zusammenarbeit bzw. aus einem Konsens mit den Eigentümern wachsen kann. Aus den bisherigen Gesprächen ergeben sich die folgenden Konsenspunkte zwischen Gemeinde und BBG:
1. Die Interessen der Eigentümern BBG GmbH bzw. Immobiliare Virgolo s.r.l. müssen gewahrt sein. Dies gilt auch für die Bauern-Gastwirte am Ort.
2. Die bisherigen planerischen Initiativen von BBG stellen wertvolle Vorarbeiten dar, die teilweise auch in das Konzept einfliessen sollen.
3. Konsens herrscht über die Beachtung des „normativen Rahmens“: Landschaftsschutz& Ensembleschutz.
4. Konsens ebenso über die Strategie, dass privatwirtschaftliche und öffentliche Attraktionselemente auf dem Virgl notwendig sind, um neue Infrastrukturen zur Erschließung zu rechtfertigen.
5. Konsens auch darüber, dass sich zukünftige neue Bauwerke auf die im Bauleitplan ausgewiesene Zone für „Bauwerke und Anlagen von allgemeinem Belang – konventionierte Sportzone“ konzentrieren sollen.
B. Die bisherigen Ideen für Attraktionspunkte:
– Neue Seilbahn – möglichst integriert in das Bahnhofsareal-Konzept
– Elemente der „Machbarkeitsstudie“ BBG
– Elemente des Projektes „Freizeit-& Kulturzentrum“ (Diplomarbeit K. Hofer):
( Kongress-Saal, Seminarräume, Ausstellungsräume, Konzert-/Theaterssaal, Cafè)
– Naturlehrpfad
– Kulturpfad
– „Sagenweg“
– Einbau der Lehrpfade in die Hangpromenade
– Altenheim
– “Vetrina dell’Alto Adige“ (Pasquali)
– „Kinderbauernhof“ (VKE): Erlebniswelt Tier/bäuerliche Welt
– Vorschläge „Initiative Unser Virgl“:
(„Panoramagasthaus“, „Ökozentrum“, Sportanlagen, Picknickwiese, Naturspielplatz, Streuobstwiese).
C. Weitere Ideensammlung unter Beteiligung der Stadtviertelräte, Vereine und Bürgerinitiativen:
Der nächste Schritt betrifft maßgeblich die Stadtviertelräte sowie die Vereine und Initiativen, die in Sachen Virgl vorarbeiten geleistet haben. Insbesondere die Stadtviertelräte als institutionellen Partner sollen in die Planung eingebaut werden und zwar in zweifacher Hinsicht:
– als Einbringer von Projektvorschlägen – ab sofort;
– als Mit-Entscheider auf politischer Ebene über (meinen) Konzeptvorschlag – im Herbst.
Zum Zweck der Sammlung und Diskussion der bisherigen und aller weiteren Nutzungsvorschläge werde ich binnen Juni 2011 eine halbtägige „Klausur“ organisieren, zu der auf jeden Fall alle oben genannten eingeladen werden.
D. In der Zwischenzeit (binnen Mai 2011) prüfen und bewerten die zuständigen Gemeindeämter die bereits vorliegenden hypothetischen Nutzungsideen unter folgenden Aspekten:
- den Bestandswert der Liegenschaften
- die technische Machbarkeit der einzelnen Projektbestandteile
- summarische Kostenschätzung der einzelnen Projektbestandteile:
(Ein Beispiel: Realisierung Seilbahn: 12 Mio €).
E. Selbstverständlich ist diese Ideensammlung nicht als kumulativ zu verstehen, vielmehr soll die Politik aus einem breiten Spektrum an Ideen eine strenge Auswahl treffen. Konkret werden nun diese – und alle weiteren – Nutzungsideen nun zumindest nach den folgenden Kriterien ausgewählt und klassifiziert:
1. Attraktivität für Stadtbevölkerung und Touristen (Bedarf/Nachfrage aus sozialem, kulturellem
sportlichem, gastronomischem, gastgewerblichem Bereich)
2. Kosten/Finanzierungsmöglichkeit
3. öffentliche oder private Realisierung und/oder Betriebsform.
Von der Auswahl und Bewertung der möglichen Attraktionspunkte, samt jeweiliger Kostenschätzung und Klassifizierung als „öffentlich“ oder privat“, hängt die politische Entscheidung der Gemeinde ab, welche konkreten Vorschläge zur Zusammenarbeit sie der der massgeblichen Virgl-Eigentümerin BBG GmbH macht.
GR Rudi Benedikter
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Es wurden gleich einige weitere Ideen deponiert, u.a. eine Standseilbahn zu errichten, zumal die alte Trasse noch existiert. Auch während der Sitzung fuhren einige Downhiller an uns vorbei, was mich veranlasste vorzuschlagen, die seit einigen Jahren benutzte Strecke von Kohlern ins Tal als offizielle Downhillstrecke auszuweisen. Gleichzeitig sollten die anderen Wege für die Wanderer reserviert werden, um eine friedliche Koexistenz der beiden „Sportarten“ zu gewährleisten.
Unterschiedliche Meinungen gab es bezüglich einer zukünftigen Sperre der Straße (sobald die Seilbahn errichtet ist), wobei sich besonders die Vertreter der Autopartei PDL gegen eine Schließung aussprachen.
Nun werden noch ca. einen Monat lang Vorschläge gesammelt, gleichzeitig soll geprüft werden, welche finanziellen Aufwendungen jeweils anfallen würden. Weiter gehts im Juni mit einer Klausur.
Stadtviertelrat Martin Fink
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